aus: Friedberger Allgemeine, Nr. 234, 11. Oktober 2025, S. 2
Die Stadt will gemeinsam mit Rotary und Lions die sozialen Herausforderungen angehen. Die Friedberger Tafel soll bald davon profitieren.
Friedberg Es riecht nach frischem Kaffee, als sich die Türen zum kleinen Büro von Tatjana Asmuth im Friedberger Bahnhofsgebäude öffnen. Zwischen Aktenordnern, Stadtplänen und einer Pinnwand voller bunter Notizzettel sitzt die Quartiersmanagerin am Schreibtisch – ein Platz, von dem aus sie künftig den „sozialen runden Tisch“ koordinieren will. Zusammen mit ihrer Kollegin Ulrike Proeller will sie das soziale Gefüge der Stadt stützen.
„Wir haben in Friedberg viele, die helfen wollen – aber oft weiß der eine nicht, was der andere schon macht“, sagt Asmuth. Genau das soll sich nun ändern. Gemeinsam mit den Friedberger Serviceclubs Rotary und Lions möchte die 48-Jährige Kräfte bündeln – für Sozialverbände, für kleinere Vereine wie die Friedberger Tafel oder das Bürgernetz. Ziel ist es, vorhandene Strukturen besser zu verknüpfen und das soziale Engagement in der Stadt sichtbarer und wirksamer zu machen.
„Wir sprechen nicht direkt die Bürgerinnen und Bürger an, sondern Verbände, Organisationen oder kleinere Vereine“, erklärt der ehemalige Rotary-Präsident Hubert Ströbel und lehnt sich dabei in seinem Stuhl zurück. „Dort wissen die Menschen am besten, wo der Schuh drückt.“ Gemeinsam mit den anderen Beteiligten will er eine Plattform schaffen, die sich auf den Bedarfsaustausch spezialisiert – eine Art Drehkreuz, über das Hilfe, Wissen und Kontakte schnell weitergegeben werden können.
Wie das in der Praxis aussehen kann, zeigt ein aktuelles Beispiel: Die Friedberger Tafel hat sich mit einem Anliegen an den „sozialen runden Tisch“ gewandt. Ihre derzeitigen Räume im Keller sind zwar funktional, aber für Lieferanten schwer zugänglich – ein LKW kann nicht direkt anfahren, die Kisten müssen von Hand durch enge Gänge getragen werden. „Das ist eine enorme logistische Herausforderung“, sagt Asmuth. Gemeinsam mit den Serviceclubs wird nun nach einer Lösung gesucht: vielleicht ein besser zugänglicher Standort, vielleicht Unterstützung bei der Transportorganisation.
Solche Fälle machen deutlich, was der runde Tisch leisten soll: schnell reagieren, Kontakte vermitteln, Hilfe koordinieren. Es geht nicht darum, nur den Geldbeutel zu öffnen, sondern vor allem um Wissen, Erfahrung und pragmatische Unterstützung. Auch Mark Böhm, Past-Präsident des Lions-Clubs Friedberg, unterstreicht diesen Ansatz. Die Clubs wollen dort einspringen, wo professionelle Strukturen an ihre Grenzen stoßen – unbürokratisch, konkret und mit viel Kompetenz.
Das soziale Gefüge in der Stadt stützen und stärken – das ist das Ziel von Tatjana Asmuth und Ulrike Proeller. Sie bilden seit einigen Monaten das neue Duo im sogenannte Quartiersmanagement in Friedberg, das sich vor allem auf die südlichen Stadtteile konzentriert. Asmuth ist seit November mit an Bord. Proeller ist bereits seit mehreren Jahren bei der Stadt angestellt, lange Zeit als Asylbeauftragte. Das Projekt wird vom Bayerischen Staatsministerium für Familie, Arbeit und Soziales gefördert – ein Rückenwind, den die Stadt gezielt nutzen will, um neue Strukturen aufzubauen und bestehende Initiativen zu vernetzen. Tatjana Asmuth lächelt, als sie an die kommenden Monate denkt. „Falls sich noch Vereine oder Organisationen am „sozialen runden Tisch“ beteiligen wollen, können sie gerne über sis@friedberg.de Kontakt aufnehmen“, sagt sie. „Wir haben in Friedberg schon viele gute Ansätze – wir müssen sie nur miteinander verbinden.“ Der nächste Runde Tisch ist für Anfang 2026 geplant.
Und während draußen ein Zug einfährt, scheint auch in Asmuths kleinem Büro Bewegung zu entstehen. Die ersten Fäden sind geknüpft – jetzt gilt es, sie festzuhalten. (Christine Hornischer)
