aus: Friedberger Allgemeine, Nr. 258, 8. November 2024, S. 33
An der Friedberger Ludwigstraße erinnert ein Bronzemodell an den Torturm, der vor gut 150 Jahren abgerissen wurde. Eine Besonderheit bietet es für Blinde.
Friedberg Neben dem Stadtmodell am Marienplatz gibt es nun auch das Münchner Tor "in natura" in der Ludwigstraße 22, direkt beim Eingang zum Geschäft Farben Glass. Die Höhe des Turmes beträgt nur 26 Zentimeter; er liegt eingebettet in das Ensemble Münchner Tor. Das mächtige Tor zerteilte die durch es hindurch führende Hauptverkehrsader in eine innere und äußere Ludwigstraße.
Das Besondere: Auch blinde Menschen können, ebenso wie beim Altstadtmodell am Marienplatz, das Torbronze-Modell erkunden. Die Beschriftungen sind auch in Braille-Schrift aufgebracht. Das Münchner Tor stand einst an der Ludwigstraße, wurde im Dreißigjährigen Krieg zerstört und danach wieder aufgebaut. Später verfiel es. 1868 und 1869 wurde der Torturm abgetragen. 2008 legten Archäologen im Zuge des Umbaus der Ludwigstraße seine Fundamente frei.
Fünf Jahre Vorlaufzeit benötigte nun die "Errichtung" des kleinen Münchner Torturms. Es begann im Jahr 2019, als der damalige Baureferent Carlo Haupt wegen der Altstadt-Bronzedarstellung am Marienbrunnen mit der Firma "miniatur Hoyser" im sächsischen Zschorlau in Kontakt trat. Die Initiative zu dem Schmuckstück inmitten der Stadt kam gemeinsam von den bei den Friedberger Clubs, nämlich Rotary Club und Lions Club, sowie von der Stadt. In der Folge entstand die Idee, den Auftrag um das Münchner Tor zu erweitern. Noch im Januar 2020 schickte die Firma Hoyser ein Angebot an die Stadt. Haupt konnte den Heimatverein Friedberg als Sponsor gewinnen.
Eigentlich war vorgesehen, das Münchner Tor "en miniature" zur Bayerischen Landesausstellung im Jahr 2020 aufzurichten. Gegossen wurde das Bronzemodell in Tschechien und anschließend nach Friedberg geliefert. Aber Corona machte dem Vorhaben einen Strich durch die Rechnung. Und so stand das Modell lange Zeit beim zweiten Heimatvereinsvorsitzen den Walter Föllmer. Matthäus Michl, der Inhaber der Firma Marmor Michl Friedberg, hatte zugesagt, den Sockel aus Granit zu stiften. Er starb jedoch in dieser Zeit - aber seine Witwe und die Söhne hielten sein Versprechen in Ehren.
Nun endlich wurde das Bronzemodell vom Bauhof aufgestellt. Bürgermeister Roland Eichmann und die beiden Vorsitzenden des Heimatvereins, Regine Nägele und Walter Föllmer, "weihten" es ein. (AZ, kru)